Ostthüringer Zeitung: Ehemaliges Bergarbeiterkrankenhaus der Wismut in Gera soll Flüchtlinge aufnehmen. Oberbürgermeisterin zeigt sich überrascht.

Die rot-rot-grüne Landesregierung hat das ehemalige
Wismut-Krankenhaus in Gera zur Unterbringung von Flüchtlingen ins
Auge gefasst. Das bestätigte Migrations- und Justizminister Dieter
Lauinger (Grüne) auf Anfrage der Ostthüringer Zeitung
(Mittwochausgabe). Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) sei
beauftragt, Gera die Immobilie abzukaufen. Ostthüringen hat mit
Eisenberg bereits eine Landes-Erstaufnahmestelle für Asylbewerber.

Geras Stadtverwaltung hat mit dem leer stehenden Krankenhaus-Areal
am Westrand eigentlich anderes vor. Aufgrund eines
Interessenbekundungsverfahrens, das noch bis Freitag läuft, gab es
drei Angebote. Darunter auch das des Unternehmers Oliver Kreider aus
Sachsen, der mit seiner Medizintechnik-Firma NCLogics aus Radebeul
nach Gera umziehen will. Dadurch könnten in dem finanziell schwer
angeschlagenen Ostthüringer Oberzentrum angeblich bis Jahresende
zunächst 50 neue Arbeitsplätze entstehen.

Informationen der Ostthüringer Zeitung (OTZ) zufolge soll Kreider
jetzt signalisiert haben, das ehemalige Wismut-Krankenhaus, für das
4,5 Millionen Euro als Mindestkaufpreis in Rede stehen, sei für sein
Vorhaben ohnehin zu groß. Minister Lauinger sagte gegenüber der OTZ,
die LEG könne dem Unternehmer bei der Niederlassung in Gera an
anderem Ort behilflich sein. Die Firmenansiedlung sei nicht in
Gefahr, wenn er das Klinik-Gebäude nicht erwerben könne. Der
Grünen-Politiker wörtlich: „Wir werden alles tun, die Stadt davon zu
überzeugen, dass sie das Wismut-Krankenhaus an die LEG veräußert.“

Ob das ein Hinweis auf ein hohes Kaufangebot sein soll, wollte
Lauinger nicht bestätigen. Er sprach allerdings von der schwierigen
Haushaltssituation der Stadt, die erneut rund sieben Millionen Euro
als zusätzliche Finanzspritze vom Land erwartet. Geras
Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) teilte auf Anfrage der
Ostthüringer Zeitung mit, dass sie sich nicht äußern werde, solange
das Interessenbekundungsverfahren zum Wismut-Krankenhaus noch laufe.
Bis dahin seien die drei Interessenten im Rennen, die sich gemeldet
haben. Von Angeboten der landeseigenen LEG wisse sie nichts. „Wenn
Interesse besteht, wäre es vielleicht besser, das Land redet mal mit
mir darüber“, sagte die Rathauschefin gegenüber OTZ.

Zur Zahl der im Geraer Wismut-Krankenhaus unterzubringenden
Menschen erklärte der Migrationsminister, nach seiner Kenntnis hätten
zuletzt bis zu 1000 Patienten dort behandelt werden können. Da man
vorhandene Operationssäle zusätzlich nutzen könne, wäre eine Belegung
mit 1000 und mehr Flüchtlingen denkbar. Die ehemalige Klinik würde
dann als Erstaufnahmestelle des Landes genutzt.

Die seit Frühjahr beabsichtigte Einrichtung einer Außenstelle der
Landes-Erstaufnahme Eisenberg in Gera-Liebschwitz mit bis zu 180
Plätzen für Asylbewerber soll bei einer Umsetzung der Pläne aber
nicht vom Tisch sein. „Wir lassen gar nichts vom Tisch, wir brauchen
dringend jeden einzelnen Platz“, bekräftigte Lauinger gegenüber OTZ.

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