Ohne gesundes Selbstbewusstsein hat man in der
Politik nichts verloren. Irgendwann droht das allerdings in voreilige
Selbstzufriedenheit oder Arroganz umzuschlagen.
In dieser Woche meldete sich ein Vertreter der
rechtskonservativen Partei AfD Thüringens bei der Chefredaktion der
OTZ, um anzukündigen, dass man in Zukunft ja öfter miteinander zu tun
habe, da man ja nun in den Landtag einziehe.
Auch Thüringens linke Politiker fühlen sich bereits als Sieger und
Linkspartei-Anführer Bodo Ramelow spielt deshalb geschickt den
verführenden Schmeichler und erklärt gegenüber Grünen und SPD
Kompromissbereitschaft. Allerdings hat danach noch niemand gefragt.
Grüne und SPD als notwendige Partner der Linken werden unterdessen
nicht müde zu beteuern, dass Frontmann Ramelow ja ein Sozialdemokrat
sei. Das soll dem Wähler die Angst nehmen vor der Partei, die das
politische Erbe der SED angetreten hat.
Das Selbstvertrauen der Parteien jenseits der seit Jahrzehnten
regierenden CDU nährt sich aus diversen Umfragen, die zumindest
rechnerisch mit angehaltenem Atem irgendwie der Linkspartei mit SPD
und Grünen im Schlepptau eine Mehrheit prophezeien. Das hat
allerdings einen entscheidenden Haken. Die Umfragen sagen auch aus,
dass in Thüringen 40 Prozent der Wähler unentschlossen sind, ob sie
überhaupt wählen gehen und wenn ja, wen dann.
Diese Erkenntnis wiederum bedeutet zweierlei: Die Chance für
faustdicke Überraschungen nach der Stimmenauszählung am Sonntag ist
ungewöhnlich groß. Und selten konnte man als Nichtwähler oder
Wechselwähler so entscheidend einen Wahlausgang beeinflussen wie
diesmal in Thüringen. Damit ist die Antwort auf die Kernfrage
spannender als der sonntägliche Tatort: Bleibt die CDU-Politikerin
Christine Lieberknecht als Ministerpräsidentin im Amt oder wird sie
vom Oppositionsführer der Linken, Bodo Ramelow, abgelöst?
Entscheidende Kuriosität am Rande: Beide können nicht ohne die SPD,
doch kein Wähler weiß, für welchen Partner diese Partei nach der Wahl
eigentlich steht.
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