Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: Nach und nach kommt Ramelow

Nach und nach können sich die Thüringer darauf
einstellen, dass sie bald einen Ministerpräsidenten der Linkspartei
haben werden, Bodo Ramelow. Nach und nach werden alle vermeintlichen
Hindernisse dazu ausgeräumt. Und nach und nach dämmert den Wählern
des bevölkerungsarmen Bundeslandes, dass Wahlentscheidungen noch
lange keine klare Vorgabe sind, von wem der Freistaat regiert wird.

Dass CDU-Frau Christine Lieberknecht als amtierende
Ministerpräsidentin mehr Stimmen erhielt, dass eine neue starke
Partei am rechten politischen Flügel entstand, dass das sich selbst
anpreisende Bündnis aus Linken und Grünen mit der SPD im Schlepptau
deutlich weniger Stimmen erhielt als 2009 – all das nutzt im
politischen Alltag nichts, wenn der politische Gestaltungswille das
schwächer gewordene linke Lager eint.

Noch hoffen Gegner einer Erfurter Linksregierung, dass die
SPD-Basis sich anders entscheidet. Unwahrscheinlich aber, dass es so
kommt.

Die SPD-Führung wird nämlich ihrer Basis einreden, dass ihre
Partei an der Seite der CDU weiter schrumpfen wird. Dabei war das
Wahl-Debakel der SPD entstanden, weil sie zu feige war, sich als
Juniorpartner der Linken anzudienen. Nicht weil sie der CDU ein
sozialdemokratisches Profil verpasst hat – übrigens der Grund,
weshalb rechts von der CDU plötzlich Platz für die AfD war. Nein, auf
das Vorhaben mit der Linken zu koalieren, hatte die SPD-Führung
bereits personell vor der Wahl hingearbeitet.

Erste Worte des Trostes machen nun die Runde: Nach fünf Jahren
darf wieder gewählt werden, prophezeien die einen. Vielleicht ist der
Spuk nach einem Jahr schon zu Ende, hoffen die anderen. Vergeblich?

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