Drei Feststellungen zum Tag der Deutschen Einheit: Am
7. Oktober, also in wenigen Tagen, wäre die DDR 65 Jahre alt
geworden. Aktuell streiten sich die Mitglieder der Linkspartei als
Nachfolgerin der DDR-Staatspartei SED darum, ob das aufgelöste Gefüge
ein Unrechtsstaat war oder nicht. Und junge Menschen haben zu
Protokoll gegeben, dass ihnen das soziale Netzwerk „Facebook“
wichtiger sei als der Mauerfall.
Wie überraschend gut das alles zusammen passt. Gäbe es nämlich
heute noch die DDR, gäbe es dort kein Facebook. Die Nutzung des
Internets wäre eingeschränkt – nicht nur technisch, weil das marode
Telefonnetz im Arbeiter- und Bauernstaat gar nicht in der Lage
gewesen wäre, ausreichend Übertragungsbandbreite zur Verfügung zu
stellen. Wie heute in China wäre auch in der DDR zudem die Nutzung
des Internets inhaltlich beschränkt und die Staatssicherheit würde
alle elektronische Post mitlesen. Botschaft an junge Menschen:
Mauerfall wichtig, weil sonst kein „Facebook“.
Übrigens wäre auch dieser Kommentar hier nicht erschienen, weil
die SED-Bezirksleitung die Veröffentlichung verhindert hätte.
Anschließend wären zwei Männer zum Chefredakteur gekommen und hätten
ihn mit einem Wartburg zur Klärung eines Sachverhaltes abgeholt und
er wäre auf Nimmerwiedersehen in Bautzen verschwunden.
Um es noch einmal klar zusammenzufassen: In der DDR wurden Gesetze
gebrochen, Menschenrechte verletzt und Oppositionelle schikaniert und
verfolgt. Und das soll kein Unrecht gewesen sein?
Gerade weil es Unrecht war, entstand die friedliche Revolution in
Leipzig, Jena und anderen Ortes. Dass die Linkspartei ausgerechnet
zum anstehenden Mauerfall-Jubiläum partei-intern dialektische
Nebelkerzen zündet, verhöhnt die Mehrheit der ehemaligen Bürger der
DDR. Die hatte genug von Gängelung, Bespitzelung und mangelnder
Reisefreiheit. Die DDR kann nur vermissen, wer von ihr profitiert
hat. Und das waren privilegierte Kader, die ihren Bedeutungsverlust
bis heute nicht verkraftet haben.
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