Selbst wenn das Erwartete passiert, ist die alte 
Tante SPD noch in der Lage, für Überraschungen zu sorgen. Martin 
Schulz galt als heißer Anwärter auf den Job, wer noch am besten 
abschneidet im erfolglosen Ringen um die Kanzleraufgabe gegen Angela 
Merkel. Am Wochenende sollte der Parteivorstand das entscheiden. 
Monatelang hielt SPD-Chef Sigmar Gabriel dicht – und ein paar Tage 
vor dem Zeitplan platzt es aus ihm heraus. Und den Posten als 
Parteichef will er auch gleich loswerden. Da ist offenbar jemand 
schwer beleidigt, weil er sich unter den Kulissenschiebern nicht 
durchsetzen konnte.
   Die Lösung mit Martin Schulz hat Charme. Seine Umfragewerte sind 
passabel. Und obgleich er schon lange Politiker ist, wirkt er in der 
Bundespolitik unverbraucht. Ob das weitere Kalkül aufgeht? Schulz 
soll aus der Bundesregierung herausgehalten werden. Dann kann er 
Merkel besser angreifen. Mehr Punkte auf der Beliebtheitsskala gäbe 
es aber als Außenminister. Das macht nun Gabriel selbst. Aber 
weshalb?
   Schulz gilt als wortgewaltiger Politiker, der Leidenschaft 
verkörpern kann. Die SPD setzt also auf einen Menschen, der bewusst 
anders daher kommt als der phlegmatisch wirkende Gabriel. Der 
erweckte immer wieder mal den Eindruck, allzu schnell eingeschnappt 
zu sein.
   Mit Schulz  hat die SPD einen Kanzlerkandidaten, der für Leben und
Stimmung in der Bude sorgen soll. Die CDU wird beteuern, dass ihr das
einerlei ist. Es hätte für das Merkel-Lager besser kommen können.
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