Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: „Weshalb Gier gefährlich ist“

Wenn nur nicht immer die Sache mit dem Gedächtnis
wäre. Wer erinnert sich noch? Ende 1996, das Staatsunternehmen
Deutsche Telekom will mit einem Börsengang Kasse machen. Manfred
Krug, Liebling der Zuschauer, wirbt als Schauspieler für die Aktie.
Und die Deutschen kaufen, kaufen, kaufen. Aber dann – der Kurs der
Aktie stürzt ab. Und der Deutsche, braves Sparen bei der biederen
Ortsbank gewohnt, verliert, verliert, verliert. Großes Geschrei, die
Politik will helfen. Jahre später das Gleiche. Die Firma Prokon,
aktuell im Insolvenzverfahren, lockt Sparer mit einer Rendite von
acht Prozent. Windig? Bei der Sparkasse oder Volksbank um die Ecke
gibt es momentan noch nicht mal ein Prozent Guthaben auf dem Sparbuch
– das allerdings ohne jedes Risiko. Geschäfte mit Beteiligungen an
Unternehmen, ob Genussschein oder Aktie, sind riskant, weil diese
unmittelbar vom Erfolg oder Scheitern des Betriebes abhängig sind.
Wer bereit ist, dieses Risiko einzugehen, darf mit höherer Rendite
rechnen als der Sparer, der auf Nummer sicher geht. Aber darf man als
Anleger jammern, wenn man aus Gier auf höhere Rendite am Risiko eines
Betriebsergebnisses scheitert? Und darf der Staat als nachgelagerter
Vollkaskoversicherer auftreten, wenn der Renditegeier abgestürzt ist?
Soll höhere Rendite private Sache sein, das Verlustrisiko aber
solidarisch auf die Schultern der Allgemeinheit, auch der braven
Sparer, verteilt werden? Einfache Antwort: Nein!

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