Ostthüringer Zeitung: Knut Pries kommentiert: Das endlose Trauerspiel Jugendarbeitslosigkeit

Hilfe für die verlorene Generation – es ist eine
elende und endlose Geschichte. Zum dritten Mal in 15 Monaten
beratschlagen die EU-Staats- und Regierungschefs mit ihren
Arbeitsministern und Leitern der Arbeitsverwaltungen, was zu tun sei
gegen die beschämende Jugendarbeitslosigkeit. Rechthaberei und
wechselseitige Vorwürfe der EU-Institutionen verfinstern die zarten
Ansätze einer Besserung.

Die Abkoppelung der Jungen vom Arbeitsmarkt ist eines der
hartnäckigsten Probleme der EU-Volkswirtschaften. Hier hat die große
Krise viel früher angefangen als bei den Finanzen. Schon im Jahr 2000
lag die Jugendarbeitslosigkeit auf dem Gebiet der heutigen EU bei
über fünf Millionen. Der Missstand hält unvermindert an, auch nachdem
bei Börsen und Banken das Gröbste überstanden ist. Nach den jüngsten
Zahlen des EU-Statistikamts Eurostat sind fast 5,5 Millionen junge
Europäer zwischen 15 und 24 Jahren ohne reguläre Beschäftigung.

Zwar hat sich die Lage zuletzt etwas gebessert. Die Quote ging um
1,9 Punkte auf 21,6 Prozent zurück. Aber dahinter verbergen sich
dramatische Unterschiede. In Deutschland ist der offizielle Wert für
den Nachwuchs ohne Job auf 7,6 Prozent gefallen, in Österreich liegt
er bei 8,2 Prozent. Am anderen Ende rangieren die Südländer: Italien
(44,2, steigend), Spanien (53,7) Griechenland (51,1).

Es ist eine Kluft, die entsolidarisiert. Die vergleichsweise
erfolgreichen EU-Länder im Norden nehmen den gespaltenen Befund als
weiteren Beleg, dass nur entschlossene Strukturreformen – schlanker
Staat, Entlastung der Unternehmen, flexibler Arbeitsmarkt – zu mehr
Beschäftigung führen. Im Süden herrscht Argwohn, die betuchten Länder
hätten sich heimlich vom Gedanken des gemeinsamen Wohlstandsraums
Europa verabschiedet und wollten sich die fälligen Aufwendungen für
Investitionen und eine Belebung der Jobmärkte sparen.

Zu einer Zielvorgabe haben sich die Regierungen immerhin
durchgerungen: Allen Jugendlichen sei binnen vier Monaten ein Job,
eine Fortbildung oder ein Praktikum anzubieten.

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