Ostthüringer Zeitung: Rassistischer Groll – Dirk Hautkapp kommentiert das Urteil gegen einen Weißen, der in den USA einen Schwarzen erschoss

Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Der Mann, der
in Florida wegen einer Nichtigkeit den Tod eines 17-Jährigen zu
verantworten hat, kommt nicht heil aus der Sache raus. 60 Jahre Haft
sind kein Freispruch. Solange wird Michael Dunn aller Voraussicht
nach Zeit haben, um über sein Ego und seinen im Prozessverlauf
offenkundig gewordenen rassistischen Groll gegen Schwarze
nachzudenken.

Dass seine Tat von den Geschworenen nicht als vorsätzlicher Mord
gewertet wurde, sendet dennoch ein betrübliches Signal: Amerika, in
diesem Fall Florida, will nicht wahrhaben, dass ein längst zur
Selbstjustiz pervertiertes Notwehrrecht die Gesellschaft sprengt. Wer
sich von einem anderen bedroht fühlt, hat keine Verpflichtung zur
Deeskalation oder gar zum Rückzug. Er darf – das ist der Kern von
„Stand Your Ground“ (Weiche nicht zurück), auf das sich der
Todesschütze Michael Dunn beruft – auch außerhalb der eigenen vier
Wände seine Position gegenüber einem vermeintlichen Angreifer auch
mit tödlicher Waffengewalt behaupten. Solange dieses irrsinnige
Konzept nicht per Gesetz verbannt wird, werden weiter Menschen wegen
Nichtigkeiten sterben.

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