Ostthüringer Zeitung: Thüringen vernichtet teure Grippemedikamente. Die Haltbarkeit der Arzneimittel ist zum Teil schon abgelaufen

Das Land Thüringen wird zum Jahresende
Grippemedikamente im Wert von einer halben Million Euro vernichten,
weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Das berichtet die
Ostthüringer Zeitung (Donnerstagausgabe).

Laut Uwe Büchner vom SPD-geführten Sozialministerium handelt es
sich um Relenza-Bestände, in Summe knapp 35 000
Therapieeinheiten. Dagegen ist noch nicht entschieden, was mit den
64 400 Therapieeinheiten Tamiflu geschieht, deren
Haltbarkeitsdatum ebenfalls bereits überschritten ist. „Das wird
noch diskutiert“, sagt der Ministeriumssprecher der Ostthüringer
Zeitung.

Die 371 000 Dosen des Oseltamivir-Wirkstoffpulvers hingegen
sind noch haltbar und werden weiter gelagert. „Die Bestände des
Wirkstoffpulvers sind weiterhin verwendbar und können im Falle einer
Influenza-Pandemie eingesetzt werden“, sagt Büchner. Aus einer
aktuellen Stellungnahme des Bundesinstituts für Arzneimittel und
Medizinprodukte gehe hervor, dass sich die fachliche Bewertung des
Risiko-Nutzen-Verhältnisses solcher Neuraminidase-Hemmer nicht
verändert habe und weiterhin positiv sei.

„Vor allem wenn bei einer rasch fortschreitenden Pandemie noch
kein Impfstoff verfügbar ist, stellen diese antiviralen Arzneimittel
die einzige pharmakologische Option dar, um der Bevölkerung zumindest
einen teilweisen Schutz zu bieten“, sagt Büchner. Eine Erneuerung der
Tamiflu- und Relenza-Bestände sei jedoch nicht vorgesehen.

Das Land Thüringen war im Jahr 2005 der Empfehlung des
Robert-Koch-Instituts gefolgt und hatte für 20 Prozent der
Bevölkerung solche Medikamente eingelagert, um im Fall einer raschen
Ausbreitung einer Virusgrippe handlungsfähig zu sein. Der Freistaat
hatte fünf Millionen Euro investiert.

Wo und wie die Medikamente in Thüringen lagern, teilte das
Sozialministerium mit Verweis auf Sicherheitsgründe nicht mit. Auf
eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktionschefin Anja Siegesmund hatte
die Landesregierung im August geantwortet, dass die Lagerkosten
allein im vorigen Jahr 14 223 Euro betragen haben.

Andere Bundesländer wollen abgelaufene Tamiflu-Bestände weiter
vorhalten, weil sie von einer weiteren Wirksamkeit des Mittels
ausgehen.

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