Ostthüringer Zeitung: Volkhard Paczulla kommentiert: Schuldige in Gera nicht fein raus

„Herr Wirt, bringen Sie mal etwas Geld. Wir wollen
zahlen.“

Der Kalauer ist absurd genug, um immer noch Lacher zu erzeugen.
Nur der Geraer Stadtrat nahm ihn im Juni todernst. Einem Verkauf der
Wohnungsbaugesellschaft „Elstertal“, Tochter der insolventen
Stadtwerke AG, wollten die Volksvertreter nur zustimmen, wenn an die
Stadt Gera verkauft wird. Wohl wissend, dass die selbst hoch
verschuldet und nicht mehr kreditwürdig ist. So wurde die
Stadtwerke-Insolvenz unabwendbar.

Vielleicht mit Absicht. Jetzt hat Insolvenzverwalter Jaffé allein
die Verantwortung, alle anderen sind fein raus und der Finanzminister
muss zahlen. Wirklich?

Gut möglich, dass sich jene, die den Geraer Karren in den Dreck
fuhren, in Finanzminister Wolfgang Voß (CDU) den Falschen ausgesucht
haben. Der Mann war in Sachsen Finanzstaatssekretär, als die dortige
Landesbank implodierte. Zu retten war die nur noch durch Übernahme.
Aber die Schuldigen verfolgte Voß unerbittlich mit zivilen
Schadenersatzklagen. Noch heute sind etliche Verfahren anhängig.

Die Stadtwerke Gera sind sanierungsfähig, glaubt er. Die
Anstrengung wird gewiss dauern und sie wird vermutlich weh tun. Aber
womöglich auch denen, die mit dem kommunalen Vermögen der Stadt Gera
jahrelang Hasard spielten.

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