Ostthüringer Zeitung: Wolfgang Schütze kommentiert: Lieber büßen und bessern

Die Welt liebt den Verrat. Aber kaum einer liebt den
Verräter.

So ist es seit vielen Jahrhunderten, und warum sollte es nach dem
5. Dezember in Thüringen anders sein? Deshalb mag sich die CDU weiter
an die Hoffnung klammern, wenigstens einer aus der
dunkelrot-rot-grünen Koalition werde die Wahl Bodo Ramelows als
ersten Ministerpräsidenten der Linken in Deutschland verhindern.
Indes: Selbstgemachte Politik für Thüringen sieht anders aus.

Klar hat die Linke ihre 28,2 Prozent nur erzielt, weil sie die
DDR erst nach der Wahl zum Unrechtsstaat erklärte. Vorher war dies
immer als „politischer Kampfbegriff“ abgelehnt worden, und Gysi und
Co. labern ja noch immer so.

Klar stimmen in der Links-Fraktion zwei ehemalige Stasi-Spitzel
mit ab und es ist zu vermuten, dass ihnen ihre mehrere Tausend Euro
Diäten pro Monat über die nächste Zeit lieber sind als ein
klammheimlicher Triumph über den „Wessi“.

Klar ist Bodo Ramelow ein Demokrat, der nichts mit der Diktatur
des Proletariats und der führenden Rolle der SED zu tun hatte; der
selber von Schlapphüten der Neuzeit bespitzelt wurde und mit all dem
für die PDS/Linke der ideale Vorzeigekandidat ist, hinter dem sich
der „elende Rest“ gut verstecken kann.

Kurzum: Die Union in Thüringen hat Grund genug zum hadern. Nicht
nur mit den Linken, auch mit der SPD. Aber zuerst mit sich selbst,
wie es guter Brauch ist in Deutschland, zuerst vor der eigenen Tür zu
kehren. 25 Jahre Macht in Thüringen haben zu vielen
Christdemokraten offensichtlich den Glauben beschert, das müsse immer
so sein, egal, welche Affäre gerade publik wird.

Christine Lieberknecht hat einige Fehler eingestanden. Von
anderen hört man derweil nur Ausflüchte. Christoph Matschie (SPD) ist
ein Umfaller par excellence, aber wohl endgültig vergrätzt hatte ihn
Mike Mohring mit seinem Margot-Honecker -Vergleich.

Die CDU steht vor einer Niederlage. Sie muss für ihre Fehler
büßen. Das ist gerecht. Und sie sollte sich bessern. Das wäre
schlau.

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