Der tödliche Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der
Gedächtniskirche in Berlin war noch keine zwei Stunden her, da wusste
Marcus Pretzell schon genau, wer der Schuldige war. Der
Landesvorsitzende der AfD in Nordrhein-Westfalen twitterte: „Es sind
Merkels Tote.“ Das war am 19. Dezember.
Am 4. Januar hieb Sahra Wagenknecht in dieselbe Kerbe. In
einem Gespräch mit dem „Stern“ sagte die Fraktionschefin der Linken
im Bundestag: „Es gibt eine Mitverantwortung, aber sie ist
vielschichtiger. Neben der unkontrollierten Grenzöffnung ist da die
kaputtgesparte Polizei…“
Nicht, dass die Perfidie des Rechtspopulisten Pretzell
erträglicher gewesen wäre, aber die Linkspopulistin Wagenknecht hätte
rund zwei Wochen nach dem Attentat wissen müssen, dass der aus
Tunesien stammende Massenmörder schon lange in Deutschland war –
nicht erst gekommen mit dem Flüchtlingsstrom, den die
Bundeskanzlerin menschlich verständlich, aber fehlerhaft forciert
hatte.
Und dass Polizei Ländersache ist und nicht Merkels Angelegenheit,
hätte Wagenknecht schon längst wissen müssen. Ergo: zweimal falsche
Vorwürfe an die falsche Adresse.
Es ist deshalb kein Wunder, dass CDU-Generalsekretär Peter Tauber
via „Bild am Sonntag“ Parallelen zog: Wagenknecht mache „wieder mal
deutlich, dass die Linkspartei eine rote AfD ist“. Deshalb schließe
die CDU mit beiden Parteien Zusammenarbeit aus und diese klare
Abgrenzung nach beiden Seiten erwarte er auch von SPD und Grünen.
Darauf wird Tauber wohl vergeblich hoffen. Linke, Grüne und SPD,
die lange behauptet hatten, das Experiment Rot-Rot-Grün in
Thüringen sei kein Modell für den Bund, träumen inzwischen immer
öfter davon. Und wenn es gelingt, Merkel von rechts und links in die
Zange zu nehmen und CDU/CSU so doof sind, ihren Streit nicht
beizulegen, dann kann das auch klappen. Ein paar hauptamtliche
Stasi-Leute für Posten als Staatssekretär werden sich schon noch
finden lassen.
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