Paritätischer: Bildungsbericht belegt Scheitern deutscher Bildungspolitik

Als unrühmlichen Beleg für das Scheitern deutscher
Bildungspolitik bezeichnet der Paritätische Wohlfahrtsverband den
heute vorgelegten Bildungsbericht des Bundesbildungsministeriums,
nach dem jeder sechste junge Deutsche und jeder dritte 20- bis
30-Jährige mit Migrationshintergrund keinen Berufsabschluss hat. Das
bestehende Bildungssystem fördere die soziale Ausgrenzung,
reproduziere und zementiere soziale Ungleichheiten, kritisiert der
Verband. Der Paritätische fordert neben einer schulischen
Bildungsgarantie, mehr und besser verzahnte sozialpädagogische
Unterstützungsleistungen für Jugendliche sowie eine
Ausbildungsplatzoffensive.

„Wir stehen vor einem bildungspolitischen Scherbenhaufen, der das
Ergebnis jahrzehntelanger Untätigkeit ist“, kritisiert
Verbandsvorsitzender Eberhard Jüttner. Es könne nicht sein, dass die
Politik jeden sechsten Jugendlichen abschreibe und ohne
Berufsabschluss in Langzeitarbeitslosigkeit und Armut entlasse. „Eine
solche Talentverschwendung können wir uns weder volkswirtschaftlich
noch moralisch erlauben. Deutschland ist dabei, seine Zukunft zu
verspielen“, so Jüttner.

Der Verband fordert grundlegende Strukturreformen. „Zehn Jahre
nach PISA lassen sich noch immer keine echten bildungspolitischen
Fortschritte erkennen. Ohne Mut zu echten Reformen wird es nicht
gelingen, unser Bildungssystem fit für die Zukunft zu machen“, mahnt
Jüttner. Der Paritätische fordert neben einer schulischen
Bildungsgarantie den Ausbau sozialpädagogischer
Unterstützungsleistungen. Durch eine weitreichende Vernetzung
zwischen Schulen und außerschulischen Partnern wie
Migrantenorganisationen, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit sei
sicherzustellen, dass kein junger Mensch beim Übergang von Schule in
Ausbildung auf der Strecke bliebe. Wo Ausbildungsplätze fehlten,
müsse der Staat im Zweifel außerbetriebliche Ausbildungsangebote
ausbauen.

Besondere Anstrengungen müssten der Bildungsbeteiligung junger
Migrantinnen und Migranten gewidmet werden. Nach einem aktuellen
Bericht des Verbandes werden Jugendliche mit Migrationshintergrund im
deutschen Bildungssystem strukturell diskriminiert. Am gravierendsten
sei danach das Missverhältnis bei denen, die ganz ohne Abschluss die
Schule verlassen: Dies sind sechs Prozent der deutschen, aber 15
Prozent der ausländischen Schülerinnen und Schüler. Der Bericht
„Bildungschancen von Migrantinnen und Migranten“ ist im Internet zu
finden unter www.abindiezukunft.de.

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