Personalmarkt 2.0: Der gläserne Bewerber pflegt seine Online-Reputation

Personalmarkt 2.0: Der gläserne Bewerber pflegt seine Online-Reputation

Berlin/Düsseldorf, 26. November 2010 – Das ist er nun, der gläserne Bewerber. Bei der
Suche nach neuen Mitarbeitern informiert sich die Hälfte (49 Prozent) aller Unternehmen
im Internet über seine Bewerber. Das hat eine repräsentative Umfrage des Hightech-
Verbands Bitkom http://www.bitkom.de unter 1.504 Geschäftsführern und Personalchefs
ergeben. „Das Internet ist für Firmen eine wichtige zusätzliche Informationsquelle
geworden, um sich ein Bild über einen potenziellen Mitarbeiter zu machen“, sagt Bitkom-
Präsident August-Wilhelm Scheer. Sein Rat: „Bewerber sollten dafür sorgen, dass im
Internet vorteilhafte Angaben, Äußerungen oder Fotos über sie zu finden sind.“ Gemäß
den Umfrage-Ergebnissen nutzen die Firmen vor allem Internet-Suchmaschinen, um
zusätzliche Informationen über Bewerber zu gewinnen: 45 Prozent aller Unternehmen
verwenden dazu Google, Bing oder spezielle Personensuchmaschinen. Ein Fünftel (21
Prozent) recherchiert in sozialen Online-Netzwerken, die einen beruflichen Schwerpunkt
haben, zum Beispiel Xing oder LinkedIn. 17 Prozent werfen zudem einen Blick in soziale
Online-Netzwerken mit privatem Charakter, beispielsweise Facebook oder StudiVZ.

Gleichwohl warnen Branchenkenner davor, die Bewertung oder gar die Suche nach
geeigneten Bewerbern ausschließlich auf das World Wide Web zu fokussieren. „Natürlich
bringt Socia Media einen gewissen Umbruch in der Personalsuche. Aber am Ende
entscheidet doch oft das persönliche Gespräch, die Erfahrung eines
Personalverantwortlichen im Unternehmen oder des Headhunters über Erfolg oder
Misserfolg eines Einstellungsverfahrens“, so die Überzeugung von Udo Nadolski,
Geschäftsführer des auf Technical Recruitment und Outsourcing Services spezialisierten
Beratungshauses Harvey Nash http://www.harveynash.de in Düsseldorf. Die in Online-
Profilen angegebenen Qualifikationen zu überprüfen, gehöre zweifelsfrei zu den leichteren
Übungen. „Der Aktivitätsindex und Beiträge in Foren und Gruppen erleichtern darüber
hinaus die Bewertung der Bewerber“, so Nadolski. Und auch er weiß: Wer seine Online-
Präsenz in diversen Netzwerken nicht seinem Berufsziel entsprechend anzupassen,
könne schnell mal aussortiert werden bei der Bewerbung.

Bei Internet-Recherchen besteht für die Bewerber immer die Gefahr, dass die Personaler
Widersprüche im Lebenslauf, unvorteilhafte Fotos oder schädliche Äußerungen finden.
„Jeder sollte wissen, was über ihn im Internet steht und er sollte dieses Bild bei Bedarf
aktiv selbst gestalten“, empfiehlt Bitkom-Chef Scheer. Demnach solle man sich der
eigenen Online-Präsenz nicht nur bewusst sein, sondern diese auch entsprechend
pflegen und gestalten, beispielsweise durch kompetente Beiträge in Blogs oder Foren
oder die Entfernung unvorteilhafter Fotoaufnahmen.

Rechtlich gibt es bislang keine Einschränkungen für Internet-Recherchen über Bewerber.
Die Bundesregierung http://www.bundesregierung.de hat allerdings ein Gesetz auf den
Weg gebracht, das den Datenschutz von Beschäftigten und Jobsuchenden detailliert
regelt. Künftig soll die Recherche über Bewerber nur noch mit Suchmaschinen sowie in
sozialen Online-Netzwerken mit eindeutig beruflichem Charakter erlaubt sein. Allerdings:
„Die Recherche in privaten Online-Netzwerken durch Personaler ist in der Praxis kaum zu
überprüfen, zumal sich der berufliche oder private Charakter vieler Netzwerke nicht klar
abgrenzen lässt“, sagt Scheer. Dennoch gebe das Gesetz künftig klar vor, dass Internet-
Recherchen im privaten Umfeld zu unterbleiben haben. Das neue Datenschutzgesetz für
Beschäftigte muss noch den Bundestag passieren und soll im kommenden Jahr in Kraft
treten.

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