
In neun von zehn deutschen Großstädten haben die Wohnungspreise
seit Beginn der Eurokrise stärker zugelegt als die Einkommen in den
jeweiligen Regionen. In Deutschlands teuerster Stadt München müssen
Interessenten für eine 100-Quadratmeter-Wohnung mehr als 15
durchschnittliche Pro-Kopf-Jahreseinkommen auf den Tisch legen. Im
Jahr 2010 genügten noch neun. Auch in Hamburg und Mainz sind die
Kaufpreise den Einkommen so weit vorausgeeilt, dass heute über drei
Jahreseinkommen zusätzlich aufgebracht werden müssen als noch vor
fünf Jahren, in Berlin und Kiel sind es jeweils zweieinhalb
Jahreseinkommen mehr. Das sind Ergebnisse der Postbank Studie
„Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt“, die die Immobilienmärkte in
den 36 bundes- und landesweit größten Städten unter die Lupe nimmt.
Die Preisunterschiede bei Eigentumswohnungen in Deutschlands
Großstädten hängen eng mit den örtlichen Einkommensniveaus zusammen.
Für 36 Großstädte ließ die Postbank die Relation zwischen den
regional verfügbaren Durchschnittseinkommen und den Immobilienpreisen
ermitteln. Der Städtevergleich zeigt: Wo das verfügbare
Pro-Kopf-Jahreseinkommen durchschnittlich 1.000 Euro höher ist als in
einer anderen Stadt, kostet der Quadratmeter Wohneigentum rund 200
Euro mehr. Das verfügbare Pro-Kopf-Jahreseinkommen ergibt sich aus
der Summe verfügbarer Nettoeinkommen der privaten Haushalte einer
Stadt, dividiert durch ihre Bevölkerungszahl.
100 Quadratmeter Wohneigentum kosten Großstädter 7,5
Jahreseinkommen
Über alle Städte hinweg ergibt sich folgendes Verhältnis: Wer sich
eine Eigentumswohnung mit etwa 100 Quadratmetern Wohnfläche kaufen
möchte, muss im Schnitt siebeneinhalb regionale
Pro-Kopf-Jahreseinkommen dafür bezahlen. Überdurchschnittlich teuer
ist München: In der bayerischen Landeshauptstadt sind mit 15
Jahreseinkommen doppelt so hohe finanzielle Mittel notwendig. Auch in
Stuttgart (11,1), Hamburg (10,0) und Berlin (9,8) müssen in Relation
zu den Einkommen überdurchschnittlich hohe Kaufpreise gezahlt werden.
In Chemnitz dagegen reichen für den Wohnungskauf weniger als vier
durchschnittliche Jahreseinkommen, in Gelsenkirchen sind Wohnungen
nur geringfügig teurer (4,3 Jahreseinkommen).
Immobilienboom seit der Eurokrise
Nachdem die Kaufpreise zwischen den Jahren 2000 und 2005 in
Relation zu den Einkommen in der Regel kräftig gefallen sind, haben
sie sich bis 2010 parallel zur Arbeitsmarktsituation stabilisiert.
Mit Beginn der Eurokrise und der daraus resultierenden
Niedrigzinsphase sind die Preise für Wohnimmobilien in neun von zehn
Städten dann deutlich angestiegen, am stärksten in München: Hier
müssen Interessenten heute über sechs Pro-Kopf-Jahreseinkommen mehr
investieren als vor fünf Jahren, was einer Verteuerung um mehr als
zwei Drittel entspricht. Auf Platz zwei und drei stehen Hamburg und
Mainz, wo heute jeweils über drei Jahreseinkommen mehr nötig sind als
noch 2010. In Berlin und Kiel benötigen Kaufinteressenten zusätzliche
2,5 Jahreseinkommen.
Kein Preisverfall in Sicht
„Die Verunsicherung auf den Kapitalmärkten und die niedrigen
Zinsen für feste Geldanlagen haben die Immobilienmärkte seit 2010 so
stark befeuert, dass sie die Einkommensentwicklung überholt haben“,
sagt Georg Hoogendijk, Geschäftsführer der Postbank Immobilien GmbH.
Der Experte geht davon aus, dass die Preise in nächster Zeit nicht
fallen werden. Im Gegenteil: „Untersuchungen deuten darauf hin, dass
die Preise für Eigentumswohnungen aufgrund der erhöhten Nachfrage in
vielen Städten weiter steigen – und die Einkommen langsam
nachziehen“, so Hoogendijk. „Somit ist Wohneigentum in der
anhaltenden Niedrigzinsphase in vielen Großstädten ein lohnenswertes
Investment mit guten Chancen auf Wertsteigerung.“ Haushalte mit
Doppelverdienern finden dem Experten zufolge auch in Städten mit
hohem Preisniveau noch erschwingliche Objekte.
Preise für 100 Quadratmeter Wohneigentum in Anzahl regionaler
Jahreseinkommen pro Kopf*
Stadt // 2015 // 2010 // Veränderung 2010 zu 2015
München // 15,19 // 8,99 // 6,20
Stuttgart // 11,06 // 8,73 // 2,33
Hamburg // 9,97 // 6,76 // 3,21
Berlin // 9,82 // 7,32 // 2,51
Köln // 9,56 // 7,74 // 1,82
Mainz // 9,25 // 6,10 // 3,16
Düsseldorf // 8,87 // 7,95 // 0,91
Frankfurt a.M. // 8,73 // 7,20 // 1,53
Augsburg // 8,71 // 7,58 // 1,13
Potsdam // 8,69 // 7,50 // 1,18
Bonn // 8,66 // 7,05 // 1,61
Karlsruhe // 8,63 // 6,65 // 1,99
Mannheim // 8,43 // 6,85 // 1,59
Kiel // 8,39 // 5,90 // 2,49
Wiesbaden // 7,69 // 6,94 // 0,75
Rostock // 7,68 // 6,53 // 1,14
Dortmund // 7,58 // 7,09 // 0,50
Mönchengladbach // 7,15 // 5,26 // 1,89
Saarbrücken // 7,07 // 6,56 // 0,51
Münster // 6,97 // 6,37 // 0,61
Nürnberg // 6,65 // 4,89 // 1,77
Dresden // 6,60 // 5,06 // 1,54
Aachen // 6,58 // 6,06 // 0,52
Hannover // 6,55 // 4,26 // 2,29
Erfurt // 6,14 // 5,26 // 0,88
Braunschweig // 6,01 // 4,60 // 1,42
Bielefeld // 6,01 // 4,35 // 1,66
Leipzig // 6,01 // 4,68 // 1,33
Bochum // 5,67 // 5,30 // 0,37
Duisburg // 5,66 // 6,52 // -0,86
Bremen // 5,56 // 3,63 // 1,93
Halle (Saale) // 5,27 // 3,99 // 1,28
Wuppertal // 5,06 // 5,24 // -0,19
Essen // 4,93 // 4,56 // 0,37
Gelsenkirchen // 4,34 // 4,71 // -0,37
Chemnitz // 3,98 // 4,07 // -0,09
Quellen: BBSR (2015a,b); IVD (2016); Statistische Ämter der Länder
(2015); ETR (2016).
* Das verfügbare Jahreseinkommen pro Kopf entspricht dem
Nettoeinkommen der privaten Haushalte einer Stadt, umgerechnet auf
ihre Einwohner. Es setzt sich zusammen aus Löhnen und Gehältern,
Einkommen aus selbstständiger Arbeit, Vermögenseinkommen in Form von
Zinsen und anderen Kapitalerträgen, Mieteinnahmen sowie
Sozialleistungen (Renten, Kindergeld, Arbeitslosengeld und
Sozialleistungen) – abzüglich Steuern und Sozialabgaben. Das
verfügbare Einkommen pro Kopf ist ein Indikator für die finanziellen
Verhältnisse der Bevölkerung in einer Region oder Stadt.
Hintergrundinformationen zur Postbank Studie „Wohnatlas 2016 –
Leben in der Stadt“
Die Postbank Studie „Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt“ wurde
unter der Leitung von Michael Bräuninger, Professor an der
Helmut-Schmidt-Universität und Experte für Economic Trends Research,
durchgeführt. Analysiert wurden die 30 größten deutschen Städte sowie
sechs Städte, die jeweils die größten eines Bundeslandes sind und
nicht zu den Top 30 gehören. Im Fokus der vorliegenden Analyse steht
die Entwicklung der Kaufpreise für Wohneigentum in Relation zur
regionalen Einkommensentwicklung. Als Messgröße wurde das verfügbare
Pro-Kopf-Jahreseinkommen der Städte in den untersuchten Zeiträumen
herangezogen.
Das verfügbare Jahreseinkommen pro Kopf entspricht dem
Netto-Gesamteinkommen der privaten Haushalte einer Stadt, umgerechnet
auf ihre Einwohner, Kinder und Rentner eingeschlossen. Das
Netto-Jahreseinkommen setzt sich zusammen aus Löhnen und Gehältern,
Einkommen aus selbstständiger Arbeit, Vermögenseinkommen in Form von
Zinsen und anderen Kapitalerträgen, Mieteinnahmen sowie
Sozialleistungen (Renten, Kindergeld, Arbeitslosengeld und
Sozialleistungen) – abzüglich Steuern und Sozialabgaben. Das
verfügbare Einkommen pro Kopf ist ein Indikator für die finanziellen
Verhältnisse der Bevölkerung in einer Region oder Stadt.
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Ralf Palm
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