Redaktionsnetzwerk Deutschland: Kujat: Aufgestocktes Afghanistan-Mandat „dient nur der Beruhigung unserer Politiker / Merkel darf Erdogan zur Syrien-Intervention nicht den Arm reichen

Als einen „Versuch zur Beruhigung der Nerven
unserer Politiker“ bezeichnet der frühere Generalinspekteur der
Bundeswehr, Harald Kujat, die beabsichtigte Erhöhung der
Ausbildungskomponente der Bundeswehr in Afghanistan. Gegenüber dem
Redaktionsnetzwerk Deutschland, RND, sagte Kujat, der entscheidende
Fehler der Nato sei gewesen, „abrupt umzuschalten von dem Einsatz mit
Kampfauftrag zur reinen Ausbildungsunterstützung“. Tatsächlich sollte
die Nato den Mut haben für eine Übergangsphase von „mindestens zwei
Jahren“ zweigleisig zu fahren, also bei der Ausbildung der
afghanischen Truppen zu helfen und „eine Feuerwehr-Komponente mit
einem Kampfverband bereit zu halten“. Ob und wie die Bundeswehr dabei
gefragt sei hinge von deren tatsächlichen Möglichkeiten ab. Zugleich
warnte Kujat die Bundeskanzlerin entschieden davor, der Türkei im
Gegenzug zu türkischem wohlverhalten in der Flüchtlingsfrage
militärpolitische Zugeständnisse für deren geplante Aktionen gegen
das autonome Kurdengebiet in zu machen. „Eine Unterstützung der
nationalen Politik der Türkei zur Verhinderung eines separaten
Kurdenstaates wäre ein schwerer Verrat an der Nato als demokratischer
Wertegemeinschaft“, sagte Kujat. Eine Unterstützung durch die Nato
hätte „im Ergebnis viel schwerwiegendere Folgen“ als der mögliche
Beitrag der Türkei bei der Bewältigung der Flüchtlingsfrage. „Die
Nato darf Präsident Erdogan für seine Eroberungspolitik nicht den Arm
reichen“, sagte Kujat. Erdogan hatte mit Blick auf den bevorstehenden
G-20-Gipfel am Wochenende in Antalya die Kurden in Syrien davor
gewarnt, ihr Einflussgebiet entlang der türkischen Grenze weiter in
Richtung Westen auszuweiten. „Es wird niemandem erlaubt, zum Westufer
des Euphrat vorzustoßen“, hatte Erdogan erklärt. Rund 11 000
türkische Soldaten sollen sich bereits entlang der Grenze zu Syrien
aufgestellt haben.

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