Rheinische Post: Ackermanns Erbe

Ein Kommentar von Georg Winters:

Am Ende ist alles relativ. Natürlich hat Josef Ackermanns Glanz
gewaltig gelitten, weil er seine Gewinn- und Renditeziele des Öfteren
verfehlt hat. Aber wenn man sich den Rest der Bankenwelt anschaut,
dann hat die Deutsche Bank die Finanz- und die Schuldenkrise glänzend
überstanden. Andere haben nur mit Staatshilfe überlebt. Und egal, wie
überheblich man den Schweizer finden mag, weil er den Staat als
Rettungsanker stets unter seiner Würde fand – er hat ihn tatsächlich
nicht nötig gehabt. Trotzdem bleibt Ackermanns Bilanz geteilt. Zu
seiner Person gehört eben nicht nur die Einschätzung seiner
ökonomischen Leistung, sondern auch das Urteil der Nation. In dem war
Ackermann arroganter Banker, renditesüchtiger Stellenvernichter,
charmanter Gesprächspartner, kompetenter und gern gesehener
Kanzlerinnen-Berater. Die Attribute zeigen, wie vielschichtig die
Person Ackermann ist. Viel wichtiger als die Frage nach der
Vergangenheit ist ohnehin die nach der Zukunft. Ackermann war die
natürliche Symbolfigur der Bankenszene, weil er den Größten der
Branche repräsentierte. In der Wirtschaft und in der Politik. Diese
Rolle muss das neue Führungs-Duo rasch ausfüllen. Auch daran bemisst
sich der Anspruch der Deutschen Bank.

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