Rheinische Post:Ärzte-Ärger

von Antje Höning

Niedergelassene Ärzte sind nicht zu beneiden. Sie arbeiten hart,
leisten Notdienste und behandeln zum Quartalsende ihre
Kassenpatienten oft ohne Honorar. Wer nur wenig Privatpatienten hat
und Kassenpatienten keine fragwürdigen Extras (Igel-Leistungen)
aufschwatzen mag, verdient oft nicht üppig. Insofern ist der Ruf der
Ärzte nach mehr Gehalt berechtigt. Doch wie in jedem Tarifstreit gilt
es, Kompromisse zu finden. Das scheinen die Funktionäre der
Kassenärzte nicht verstanden zu haben. Sie wollen nun gegen die
Erhöhung der Honorare um 270 Millionen Euro klagen, obwohl dies ein
von ihnen zunächst als Schlichter akzeptiertes Gremium beschlossen
hat. Ein merkwürdiges Rechtsverständnis. Schlimmer noch: Sie wollen
den Kampf ums Geld in die Wartezimmer tragen. Sie drohen Patienten
mit längeren Wartezeiten oder verweigerten Behandlungen. Wie sich
dies mit dem Selbstverständnis von Ärzten vereinbaren lässt, bleibt
ein Geheimnis. Die Patienten müssen sich nicht wirklich sorgen. Aus
den früher vollmundig angekündigten Streiks der niedergelassenen
Ärzte wurde nie etwas. Auch jetzt dürften nur wenige Mediziner dem
Aufruf ihrer Funktionäre folgen. Ob aus finanziellen oder ethischen
Erwägungen, kann den Patienten egal sein.

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