Ein Warnstreik, so die Auffassung der Gerichte,
dient dazu, festgefahrene Tarifverhandlungen voranzubringen. Insofern
könnte man annehmen, dass die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi alles
richtig macht, wenn sie mit zweiwöchigen Dauerstreiks die Republik
lahmlegt und so den Druck spürbar erhöht. Ärgerlich ist allerdings,
dass kurz nach der zweiten Verhandlungsrunde sowohl die Arbeitgeber
als auch die Gewerkschaften selbst davon sprachen, man habe sich
angenähert. Für eine Einigung wären die Aktionen wohl nicht mehr
nötig gewesen. Vieles spricht dafür, dass Verdi mit dem massiven
Warnstreik, der inzwischen eher den Charakter eines
Erzwingungsstreiks hat, eine andere Agenda verfolgt: Durch
Arbeitskämpfe lassen sich identifikationsstiftend Mitglieder
gewinnen. Das Nachsehen haben Berufspendler und heute zusätzlich auch
berufstätige Eltern von Kleinkindern sowie Flugreisende. Es zeigt
einmal mehr, dass das Land weniger die viel gescholtenen
Spartengewerkschaften – also die Gewerkschaften der Piloten, Ärzte,
Flugbegleiter, Fluglotsen oder Lokführer – als vielmehr die
aggressive Streiktaktik der Großgewerkschaft Verdi fürchten muss.
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