Ein Kommentar von Helmut Michelis:
Ratko Mladic verlässt das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag
sicher nicht als freier Mann. Zwar wird er versuchen, dem serbischen
Präsidenten Slobodan Milosevic alle Schuld zuzuschieben, der 2006 in
einer Zelle in Den Haag starb. Vermutlich belastet er auch seinen
damaligen Mitstreiter Radovan Karadzic, den politischen Kopf der
bosnischen Serben im Bürgerkrieg von 1992 bis 1995. Gegen Karadzic
wird bereits seit Monaten wegen fast derselben Anklagepunkte
verhandelt. Doch zu schwer wiegt die Beweislast gegen Mladic – das
Massaker von Srebrenica und die Belagerung von Sarajevo sind
untrennbar mit seinem Namen verknüpft. Unabhängig von der zu
erwartenden späten Gerechtigkeit für die Opfer und ihre Angehörigen
setzt das jetzt beginnende Verfahren ein klares Warnsignal an alle
Diktatoren und Kriegsverbrecher dieser Welt. Denn auch wenn es – wie
im Fall Mladic – Jahre dauert: Der Spruch „Die Kleinen hängt man, die
Großen lässt man laufen“ gilt zum Glück nicht mehr. Darin liegt die
eigentliche Bedeutung des Tribunals. Ein positiver Nebeneffekt: Die
Regierung in Belgrad, die Mladic nun doch überraschend schnell nach
Den Haag überstellt hat, kann aufatmen. Für Serbien ist der Weg ins
vereinte Europa endlich frei.
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