Rheinische Post: Athen umschulden

Kommentar von Antje Höning

Weiß die Rating-Agentur Moody–s eigentlich, was sie tut? Obwohl
sich die Kern-Daten für Griechenland nicht geändert haben, obwohl der
griechische Staat seine Spar-Auflagen brav erfüllt, zweifelt Moody–s
mal eben deutlich an dessen Zahlungsfähigkeit. Die Agentur löst damit
die Krise aus, die sie so schlau vorherzusehen vorgibt. Das mahnt die
Staaten erneut, Rating-Agenturen endlich an die Kette zu legen, deren
Macht in keinem Verhältnis zu ihrem Verantwortungsbewusstsein steht.
Seit langem ist klar, dass die Schulden-Krise nicht vorbei ist. Die
Euro-Länder haben nur Zeit gekauft, als sie 2010 einen Rettungsschirm
aufspannten, unter den Griechenland bis 2013 geschlüpft ist. Diese
Zeit müssen die Staaten nun nutzen. Die Kanzlerin reist Ende der
Woche mit den richtigen Plänen zum EU-Gipfel. Jedoch sind die
Chancen, diese durchzusetzen, gering. Dabei würde ein Insolvenzrecht
für Staaten – rasch verabschiedet – Banken und anderen Gläubigern
Athens genug Zeit geben, sich auf einen Forderungs-Verzicht 2013
einzustellen. Nur wenn Investoren nicht darauf vertrauen können, dass
am Ende sowieso der Steuerzahler einspringt, schauen sie bei
Kreditvergaben besser hin. Ohne Abschreckung wird die Krise immer
wiederkehren.

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