Rheinische Post: Athens zynisches Spiel

Die Nazis verübten in Griechenland schreckliche
Verbrechen und töteten Tausende von unschuldigen Menschen – Männer,
Frauen, Greise und Kinder. Wer einmal als Deutscher Distomo, den Ort
des SS-Massakers von 1944, besucht hat, empfindet große Scham und
Demut angesichts der deutschen Untaten. Wir dürfen das niemals
vergessen und müssen die Griechen um Vergebung bitten. Doch die neue
Regierung in Athen versündigt sich an den Opfern, wenn sie diese
instrumentalisiert, um Punkte im Finanzstreit zu sammeln. Man darf
die deutsche moralische Schuld nicht gegen die Verbindlichkeiten
aufrechnen, die Athen der Euro-Gruppe und damit auch Deutschland
schuldet. In der Frage der Reparationen vertritt die deutsche
Regierung den Standpunkt, dass mit einer pauschalen Zahlung aus dem
Jahr 1960 die finanzielle Schuld erloschen ist. Dafür spricht viel,
wenn auch die Deutschen mit griechischen Forderungen im Gefolge der
Einheit nicht immer sensibel umgegangen sind. Auch jetzt sollte
Deutschland vorsichtig sein. Denn moralisch stehen wir noch immer im
Obligo.

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