Rheinische Post: Atom-Vision

Barack Obama ist schon kurz nach seiner Wahl
zum US-Präsidenten mit einer großen Vision hausieren gegangen, die
ihm später sogar den Friedensnobelpreis eintrug: Die Welt solle frei
werden von Atomwaffen. Nun ist Obama nicht der naive Fantast, als den
ihn damals einige Kritiker verhöhnt haben. Er hütete sich davor, sein
Abrüstungsziel zu beziffern oder gar Termine zu nennen. Es ging ihm
um die Richtung, um den Trend und um eine ganz einfache Gleichung,
die da lautet: je weniger Atomwaffen, desto geringer das Risiko für
die Menschheit. Ob diese Gleichung aufgeht, daran sind freilich
Zweifel angebracht. Denn obwohl die Anzahl der Atomsprengköpfe in den
Arsenalen der großen Nuklearmächte seit dem Ende des Kalten Krieges
abgenommen hat, ist das Risiko eher gewachsen. Es sind neue
Atommächte aufgetaucht wie Nordkorea und Pakistan. Der Iran könnte
schon bald ebenfalls zum Club gehören. Von der terroristischen
Bedrohung ganz zu schweigen. Für einen Anschlag würde nicht einmal
ein nuklearer Sprengsatz benötigt – eine „schmutzige Bombe“, gezündet
in einer Metropole, hätte eine ebenso verheerende Wirkung. Der
weltweite Atomkrieg mag heute unwahrscheinlich sein, die nukleare
Bedrohung ist jedoch so groß wie nie.

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