Beiläufiger kann ein Kandidat seinen Hut nicht
in den Ring werfen. Barack Obama hielt keine Rede, er setzte sich
nicht vor eine Kamera, um zu verkünden, dass er 2012 erneut ins
Rennen ums Präsidentenamt zieht. Stattdessen begnügte er sich mit
einer dürren E-Mail. Vor vier Jahren war das noch völlig anders. Da
hatte er sich vor das Old State Capitol in Illinois gestellt, um an
der Wirkungsstätte des legendären Abraham Lincoln zum Aufbruch zu
blasen. Diesmal wirkt es so, als habe er nur kurz aufgeschaut vom
Schreibtisch im Oval Office, um mal eben ein paar technische Details
zu klären. Obama weiß, dass es ein zweites Mal nicht aufgehen kann,
das Konzept mit den Etiketten „Wandel“ und „Hoffnung“. Daher die
leisen Töne. Als unbeschriebenes Blatt versprach Obama kühne
Reformen. Vieles davon ist versandet. Er wollte auch den politischen
Umgangston ändern. Dass das politische Klima inzwischen noch bissiger
ist, liegt weniger an ihm als an der Fundamentalopposition der
Konservativen. Doch für den Normalverbraucher ist der Präsident nun
mal der Mann, der die Politik symbolisiert. Kurz, es wird kein
leichtes Duell im nächsten Jahr. Vom Instinkt her liegt Obama daher
richtig, wenn er sich in Bescheidenheit übt.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303