Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Das Land kennt ein atemberaubendes demografisches und
wirtschaftliches Wachstum. Es überholt seine Nachbarn, bringt die
althergebrachte Machtbalance ins Wanken. Der neue Riese giert nach
Anerkennung, will mehr Einfluss, lässt militärisch die Muskeln
spielen. Ein Land, das Angst macht. China 2011? Nein, das
wilhelminische Kaiserreich, dessen Streben nach einem „Platz an der
Sonne“ dazu beitrug, Europa 1914 in den Ersten Weltkrieg zu stürzen.
Der Vergleich hinkt, zum Glück. Doch manches im Verhalten der
aufstrebenden Großmacht weckt ungute Erinnerungen, vor allem in den
USA. Die schwächelnde Weltmacht fühlt sich von der kraftstrotzenden
Volksrepublik unter Druck gesetzt, von deren Staatskapitalismus an
die Wand gedrängt. Die Amerikaner haben begriffen, dass keines der
globalen Probleme noch ohne die Chinesen zu lösen ist. Doch vom
Aufbau einer neuen Partnerschaft, einer „G-2“, von der Obama noch
unlängst träumte, ist bisher nichts zu sehen. Man wird sich irgendwie
arrangieren, wirtschaftlich und politisch. Keine Kompromisse darf es
dagegen bei den Werten geben. Dass chinesische Vorstellungen von
Bürgerrechten und Volksdemokratie weltweit Schule machen, davor muss
man wirklich Angst haben.
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