Ein Kommentar von Gregor Mayntz:
Ob etwas ein großer Wurf ist, hängt manchmal davon ab, ob ein Baby
seine Rassel aus dem Laufstall oder ein Berufsathlet seinen Diskus
über den Rasen wirft. Thomas de Maizières Standortkonzept hat von
beidem etwas. Gemessen an den Umständen sieht es nach einem
Bravourstück aus. Dem Generalssohn und früheren Kanzleramtschef
scheint es zu gelingen, bestmögliche Ordnung in eine organisatorisch
windschief gewordene Rest-Bundeswehr zu bringen – ohne auf regionalen
oder parteipolitischen Druck einzugehen. Wenn er das jetzt noch so
klug umsetzt, dass sich die Soldaten unterm Strich besser fühlen,
dann Chapeau, Herr Minister! Er hat sich entschieden, eine drastisch
kleinere Truppe lieber in der Breite ihrer Fähigkeiten präsent zu
halten, als sie in der Tiefe auf bestimmte Aufgaben zu konzentrieren.
Das zeigt, dass er die Hoffnung auf ein arbeitsteiliges europäisches
Militärbündnis aufgegeben hat. Die nationale Eigenbrötelei bei immer
kleineren Umfängen gefährdet am Ende aber die Handlungsfähigkeit
aller. De Maizière hat einen hervorragenden Wurf hingelegt, der
kühnere Wurf zur europaweiten Zukunftsfähigkeit des Militärs indes
steht noch aus. Dazu aber bedürfte es vieler de Maizières. Und die
sind nicht in Sicht.
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