Rheinische Post: Der neue Obama

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Heute nimmt der neue US-Kongress seine Arbeit auf, und der
amerikanische Präsident muss sich schmerzhaft umstellen. Ab sofort
kann Barack Obama, dem die November-Wahl die Mehrheit im
Repräsentantenhaus geraubt hat, nur noch mit geteilter Macht
regieren. Er muss auf wechselnde Allianzen hoffen, auf die
Bereitschaft gemäßigter Republikaner zur überparteilichen
Zusammenarbeit in Sachfragen. Doch der Wille zum Kompromiss ist im
ideologisch aufgeheizten Klima in Washington nicht sehr ausgeprägt.
Ein Teil der Opposition, allen voran die Fundamental-Konservativen
der „Tea Party“, wollen vor allem eines: Obama aus dem Weißen Haus
vertreiben. Spätestens im Herbst werden die USA in den Sog der
Präsidentenwahl 2012 geraten. Bis dahin bleibt nicht viel Zeit, um
die wirtschaftlich kränkelnde und wie nie von Selbstzweifeln geplagte
Nation wieder aufzurichten. Das Schlimmste, was Amerika jetzt
passieren könnte, wäre politische Blockade. Zwei Jahre Lähmung in
Washington kann sich das Land nicht leisten – und der Rest der Welt
im Übrigen auch nicht. Obama muss sich jetzt neu erfinden; seine
republikanischen Gegner sollten ihrerseits Größe beweisen und mit ihm
zusammenarbeiten.

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