Rheinische Post: Der Rating-Irrtum

Ein Kommentar von Georg Winters:

Wer über die Allmacht der großen Rating-Agenturen klagt, vergisst
nur allzu leicht, dass sie ohne das Zutun von Europas Politik diese
Macht nicht hätten. Es gibt Gesetze, die Regierungen zum Handeln
zwingen, wenn Moody–s und Co. den Daumen senken. Diesen Regeln haben
sich die Politiker freiwillig unterworfen. Also ist Klagen fehl am
Platz. Außerdem ist es absurd, die Agenturen jetzt als
„Brandbeschleuniger“ zu bezeichnen, denen man zu Recht Versagen in
der internationalen Finanzkrise vorgeworfen hat. Wenn sie damals zu
spät reagierten, dann kann es jetzt nicht zu früh sein. Griechenland
fehlt allein die Kraft zur Sanierung, und darum muss dem ersten
Milliarden-Rettungspaket ein zweites folgen. Die geplante Beteiligung
der Banken, maßgeblich von Franzosen und Deutschen gesteuert, ist
dabei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Griechenland soll bis zum
Jahr 2014 Schulden zurückzahlen, es soll weitere Schulden mit einer
hohen Zinslast über 30 Jahre gestreckt bekommen. Die Schuldenlast
sinkt damit keinen Deut. Das kann Griechenland auf Dauer nicht
stemmen. Was wirklich helfen würde, wäre ein gut vorbereiteter und
spürbarer Schuldenschnitt. Aber dazu fehlt allen Beteiligten der Mut.

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