Rheinische Post: Deutschland im Terror-Herbst

Kommentar von Gregor Mayntz

Ist wieder Terror-Herbst in Deutschland? Die Älteren erinnern sich
an die Bilder vom „deutschen Herbst“ 1977, als Polizisten mit
Maschinenpistolen an den Bahnhöfen und Flughäfen aufzogen, Autofahrer
kontrollierten und Wohnblocks durchkämmten. Damals mussten die
Deutschen mit einer Anschlagsserie fertig werden, mit der die
linksterroristische Rote Armee Fraktion und ihre Kampfgenossen die
vergleichsweise junge Republik überzogen. Damals zeigte der Staat
Stärke und bat die Bevölkerung um Mithilfe. So wie es jetzt
angesichts der konkreten Anschlagsvorbereitungen durch das
Terrornetzwerk Al Qaida. Damals richteten sich die perfiden Taten
gegen die Spitzen von Wirtschaft und Politik, aber auch gegen arglose
Mallorca-Urlaubs-Heimflieger. Heute wollen die Islamisten unabhängig
von der Prominenz der Opfer ein Höchstmaß an Erschrecken erzielen.
Damals stand die Grenzschutzgruppe der Bundespolizei gerade am Anfang
ihrer Bewährung. Heute verfügt der Staat über erfahrene Spezialkräfte
für viele Situationen. Damals ging der entscheidende Hinweis aus der
Bevölkerung durch eine Trotteligkeit verloren. Heute haben die
Fahnder ausgeklügelte Computer-Programme an ihrer Seite. Deutschland
ist also gerüstet. Es besteht kein Grund, sich im Alltag furchtsam zu
verstecken. Sonst hätten die Terroristen schon gewonnen.

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