Kurz vor der ersten Lesung des
Mindestlohngesetzes im Bundestag erhöhen die Gewerkschaften den Druck
auf die Koalition. In den vergangenen Tagen hatten mehrere
Unionspolitiker weitere Ausnahmen beim Mindestlohn gefordert. Der
Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann,
bezeichnete dies im Gespräch mit der in Düsseldorf erscheinenden
„Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe) als „Sperrfeuer und übliches
politisches Lobbying“. „Ich gehe davon aus, dass die Koalition
sattelfest ist. Die Zweifler werden genauso umkippen wie bei der
Rente mit 63.“
Zugleich übte Hoffmann Kritik an den Arbeitgeberverbänden: „Das
Argument, dass die Jugendlichen nach Einführung des Mindestlohns
anstelle einer Ausbildung lieber den besser bezahlten Mindestlohn-Job
übernehmen, ist frech. Für wie dumm halten denn die Arbeitgeber die
Jugendlichen?“, fragte Hoffmann. Die jungen Menschen würden sich
genau überlegen, ob sie langfristig durch eine fundierte Ausbildung
mehr verdienen. Hoffmann forderte, dass auch Bachelor-Absolventen,
die ein Praktikum aufnehmen, ab dem ersten Tag den vollen Mindestlohn
gezahlt bekommen: „Die Regelung, dass es ihn erst für die Praktika
gibt, die länger als sechs Wochen dauern, halte ich für falsch“, so
der DGB-Chef.
Zu der geplanten Regelung, wonach Langzeitarbeitslose den
Mindestlohn erst nach sechs Monaten bekommen sollen, sagte er: „Käme
die Sechs-Monats-Frist, würden die Betroffenen in prekären
Warteschleifen gefangen sein. Sie würden für sechs Monate zu Löhnen
unter dem Mindestlohn beschäftigt und anschließend wieder arbeitslos.
Das ist falsch.“
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