Einfach, niedrig und gerecht. Mit dieser
Botschaft hat die FDP vor zwei Jahren im Bund fast 14 Prozent geholt.
Das Abschneiden gestern in Mecklenburg-Vorpommern muss sie als
einfach, niedrig und ungerecht empfinden. „Niederlage“ wäre
geschmeichelt. „Niederschmettern“ trifft es schon eher. Aber der
aktuelle Triumphzug der Grünen zeigt, dass das Verschwinden von
Sympathie nicht das Ende einer Idee bedeuten muss. Auch sie flogen
nach 1998 aus Regierungen und Parlamenten. Jetzt siegen sie sich
wieder in eine rot-grüne Machtperspektive für 2013. Der Wechsel ist
das Wesen der Demokratie. Doch die gehört zu den Verlierern von
Schwerin. Sonnenbad statt Wahlzettel. Dass sich jeder zweite Bürger
im Nordosten so entschied, grenzt an Verrat an der friedlichen
Revolution von 1989. Die Parteien dürfen sich nicht angewöhnen,
darüber schnell zur Tagesordnung überzugehen. Denn das massenhafte
Zuhausebleiben ist in Wirklichkeit keine „Wahlenthaltung“, sondern
begünstigt die Extreme. So ist der NPD der Wiedereinzug gelungen,
obwohl die Wähler zugleich sagten, sie besitze die geringste
Glaubwürdigkeit. Das Ergebnis von Schwerin enthält für die Parteien
eine Menge Grund zur Nacharbeit. Viel mehr, als es der SPD-Wahlsieg
mit der komfortablen Möglichkeit zur Auswahl des ihr gefälligsten
Koalitionspartners vermuten lässt.
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