Es wäre ein tragfähiger Kompromiss, wenn das 
federführend von Emmanuel Macron und Angela Merkel geschnürte 
Personalpaket in Rat und Parlament bestätigt wird. Frans Timmermans 
war Spitzenkandidat der Sozialdemokraten im Wahlkampf, mithin wäre 
das Modell der europäischen Spitzenkandidaten nicht gescheitert. 
Vielen Wählern vor allem in Deutschland ist dies versprochen worden. 
Und dass der Zweitplatzierte den Top-Posten erklimmt, während der 
Anführer der stärksten Fraktion nur den zweitwichtigsten Posten 
bekommt, kennt man auch aus Bundesländern. Nicht immer stellt die 
stärkste Partei im Parlament auch den Regierungschef, siehe Bremen, 
siehe Baden-Württemberg. Man muss schon Mehrheiten finden. Timmermans
ist als resoluter, rhetorisch versierter und als vielsprachiger 
Kommissar anerkannt, seine UN-Rede zum Abschuss einer 
Passagiermaschine über der Ukraine ist heute noch Maßstab. Der Mann 
kann Weltbühne. Und er hat  den Rückhalt einiger Liberalen im 
Parlament. Und selbst Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist offen
für eine Wahl Timmermans, so lange es nicht Weber wird. Weber ist ein
redlicher und kluger Europäer, aber er hat Defizite in der 
Edeldisziplin der Mehrheitsfindung. Angela Merkel hat Weber fallen 
lassen, weil sie ihn nicht durchsetzen konnte. Sollte Manfred Weber 
nun für fünf Jahre den prestigeträchtigen Posten eines stärker 
werdenden Europäischen Parlaments ausfüllen und am Ende die EZB von 
dem Bundesbank-Chef Jens Weidmann geführt werden, wäre dies aus 
deutscher Sicht eine akzeptable Lösung. Entscheidend ist, dass die 
tief zerstrittene Union mit einem klar pro-europäischen Kurs umgebaut
wird, der in den zentralen Feldern Binnenmarkt, Sicherheits- und 
Verteidigungspolitik sowie Digitalisierung Integration ermöglicht, 
während sich die EU an anderer Stelle bescheidet.
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