Rheinische Post: Die Euro-Krise ist Merkels Leidenschaft = Von Michael Bröcker

Wenn sich Leidenschaft daran bemisst, wie viel
Zeit ein Politiker beruflich und demnach auch mit privaten
Konsequenzen für ein Projekt opfert, dann ist Angela Merkel eine
leidenschaftliche Europäerin. Dutzende Reisen, Gipfeltreffen,
Beratungen, Gremiensitzungen und Telefonate zur Bewältigung der
europäischen Schuldenkrise hat die Kanzlerin in den vergangenen
Jahren absolviert. Ihr Ziel – ein wettbewerbsfähiges, finanziell
solides Europa mit effektiven Institutionen – hat die CDU-Vorsitzende
immer wieder deutlich artikuliert. Auch das Leitmotiv, dass das
wirtschaftliche Schicksal Deutschlands an der Wohlstandsentwicklung
des Kontinents hängt, stammt von der Kanzlerin. Peer Steinbrücks
Ferndiagnose einer angeblich leidenschaftslosen, weil in der tristen
DDR sozialisierten Kanzlerin ist daher nicht nur menschlich
unanständig, sondern auch in der Sache unangebracht. Der SPD-Kandidat
mag die Politik der kleinen Schritte der Kanzlerin für fragwürdig
halten. Auch ihre Defizite bei der öffentlichen Rede sind bekannt.
Dass sie deshalb eine leidenschaftslose Europapolitik verfolge, ist
eine Unterstellung. Große Worte mögen Leidenschaft signalisieren.
Gute Ergebnisse sind besser.

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