Rheinische Post: Die Hassprediger im Internet

Ein Kommentar von Michael Bröcker:

Der unfassbare Massenmord von Oslo und Utoya war erst wenige
Stunden alt, da tauchten im Internet die ersten rechtsextremen
Hassprediger auf, um die Tat zu verharmlosen. Anders Breivik sei „ein
seriöser politischer Denker mit guten Ideen“, heißt es auf der
Internetseite einer rechtsextremen US-amerikanischen Zeitschrift.
Nach allem, was in dem wirren Manifest Breiviks zu lesen ist, war der
Massenmörder mit den blonden Haaren und den blauen Augen in der
virtuellen Welt der Rechtsextremisten bestens vernetzt, man tauschte
sich über den Bau von Bomben und die vermeintliche „Islamische
Kolonisierung Europas“ aus. Müssen freie Gesellschaften die
Verbreitung offenbar todbringender Gedanken tolerieren? Zu einem
gewissen Grad schon. Die Meinungsfreiheit hat mit dem Internet alle
Grenzen der Kontrolle gesprengt. Das Netz ist eine Hydra. Löscht man
eine Seite, wachsen mindestens zwei neue nach. Ein Hass-Filter lässt
sich wohl kaum realisieren. Die Forderungen der Politik nach
Internet-Streifen klingen daher gut, gaukeln aber nur Sicherheit vor.
Besser geschulte Polizisten, spezielle Such-Software und die
Verzahnung der Behörden sind ganz gewiss richtig. Wer die freie
Gesellschaft jedoch schützen will, kommt mit Unfreiheit nicht weiter.
Nur mit Aufklärung.

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