Der katholischen Weltkirche flicken manche
gerne am Zeug. Nicht selten sind die Wonnen der Empörung von
Kirchengegnern gewaltiger als die Anlässe ihres Furors. Zur Wahrheit
gehört aber auch, dass die Kirche nicht selten berechtigte Kritik
herausfordert. Die Kirche mag sich als unbezwingbare Stiftung Christi
verstehen, das Menschlich-Allzumenschliche, schwerste Sünden
inbegriffen, kennzeichnet sie auch. Zum Kapitel „Kirche, die
Unvollkommene“ zählt die medizinisch unethische und christlich
unbarmherzige Abfertigung einer jungen Frau in Not, die nach einer
Vergewaltigung in zwei katholischen Kliniken vergebens um
gynäkologische Hilfe anfragen ließ. Nicht nur der Kölner Erzbischof
empfindet das als beschämend. Etwas spät zwar, aber immerhin
entschuldigte er sich für die Fehlleistung von Ärzten, die an einer
katholischen Klinik wirken, aber für das Wesen christlicher Caritas
offenbar blind waren. Erschreckend wäre, wenn die Ärzte im Vertrauen
darauf gehandelt hätten, sie vollzögen kirchliches Recht. Die Kirche
sollte eine feste Burg bleiben beim Kampf für Schutz des Lebens am
Anfang und am Ende desselben. Aber nie darf sie ihren
Caritas-Auftrag, ihren Dienst am Menschen verdunkeln.
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