Rheinische Post: Die Quittung für eine falsche Atompolitik

Kommentar von Antje Höning

Der publikumswirksam inszenierte Besuch von Umweltministerin
Hendricks in Brüssel täuscht darüber hinweg, dass die Bundesregierung
gegen die belgische Atompolitik nichts in der Hand hat. Man gründet
einen Arbeitskreis – wie in jeder schlechten Politsatire. Die
Menschen in NRW, denen die belgischen Pannenmeiler näher sind als
jedes deutsche Atomkraftwerk, haben mehr verdient – mehr Antworten
auf ihre Fragen und mehr Schutz. Zwar gibt es keinen Grund, Atomkraft
grundsätzlich zu verdammen. Aber es gibt gute Gründe, Meiler
abzuschalten, die alt und mangelhaft sind. Bürger in Belgien und NRW
dürfen nicht die Rechnung dafür zahlen, dass der Euro-Krisenstaat
seine Stromversorgung viel zu einseitig auf Atomkraft ausgerichtet
und wegen seiner hohen Schulden kein Geld für einen Umbau hat.
Zugleich zeigt die Debatte um Tihange, wie kurzsichtig es von der
Kanzlerin war, nach dem Fukushima-Unglück 2011 überstürzt und
einseitig aus der Atomkraft auszusteigen. Merkels einsamer Entschluss
hat Deutschland nicht mehr Sicherheit gebracht, aber eine sterbende
Energiebranche. Die Europäer sitzen bei Energiefragen in einem Boot –
höchste Zeit für scharfe Kontrolle durch die EU.

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