Rheinische Post: Erbschaftsteuer ist verzichtbar

Ein Kommentar von Antje Höning:

Keine Steuer entzweit die Deutschen so wie die auf Erbschaften.
Gestern befeuerte das Statistische Bundesamt die Debatte mit neuen
Zahlen: Danach vererben die Deutschen immer größere Vermögen. Die
Nachkriegsgeneration, die das Land aufgebaut hat, hinterlässt ihren
Kindern Häuser, Fabriken, Geld. Man schätzt, dass jährlich Vermögen
im Wert von 200 Milliarden Euro vererbt werden. An Erbschaftsteuer
kommen aber nur drei Milliarden beim Fiskus an. Viel zu wenig, wie
SPD, Grüne und Linke meinen? Oder viel zu viel, wie Liberale finden?
Gewiss: Wer erbt, wird ohne eigene Leistung leistungsfähiger, wieso
soll davon nicht der Staat profitieren? Andererseits ist das Vermögen
oft aus versteuertem Einkommen entstanden, mit der Erbschaftsteuer
greift der Fiskus zum zweiten Mal zu. Und oft reichen die Gewinne,
die das Erbe abwirft, nicht zur Zahlung der Steuer aus. Das kann für
Familienunternehmen das Aus bedeuten. In Deutschland hat man sich
daher für ein kompliziertes Gesetz mit hohen Freibeträgen
entschieden, das dem Fiskus am Ende doch nur wenig einbringt.
Konsequenter und ergiebiger wäre es, wie Schweden die Erbschaftsteuer
zu streichen und statt dessen die Schlupflöcher bei der
Einkommensteuer zu stopfen sowie Steuerflucht energischer zu
bekämpfen. Das Abkommen mit der Schweiz etwa hängt immer noch.

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