Rheinische Post: Erst Lindner, dann Rösler?

Einen wird der Rücktritt des
FDP-Generalsekretärs besonders gefreut haben – vom Bundespräsidenten
und seinem privaten Kreditwesen redet kaum noch wer. Allen anderen
sollte angst und bange werden um diese Republik und den Zustand einer
ihrer Regierungsparteien. Die traditionsreiche Stimme des
Liberalismus siecht schon länger dahin, jetzt ist sie in
Lebensgefahr. Der Rücktritt Christian Lindners belegt, dass die
„liberale Boygroup“ gescheitert ist: untereinander zerstritten,
zuletzt spinnefeind, von den großen Linien überfordert, vom Alltag
zermürbt. Den Lindner-Rücktritt hat Parteichef Rösler mit seinen
Aussagen zum FDP-Mitgliederentscheid über den Euro ausgelöst. Zum
Mini-Putin, der Wahlergebnisse kommentiert, bevor die Stimmen
ausgezählt sind, taugt er nun mal nicht. Rösler ist kein Gestalter
mehr, sondern gehetztes Wild. Er erinnert an andere in Berlin
gescheiterte Parteivorsitzende wie Kurt Beck. Lindner dürfte Rösler
mit seinem Schritt deshalb nur einige Tage oder Wochen voraus sein.
Dann blieben Daniel Bahr, der NRW-FDP-Chef, oder Fraktionschef Rainer
Brüderle übrig. Um Bahr ist es so still geworden, wie es nur um
Männer wird, die auf ihren Moment warten. Bahr und/oder Brüderle
wären die letzte Chance einer FDP, die einen neuen Stil braucht. Man
könnte es auch Seriosität nennen.

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