Wie ist es zu verstehen, dass Deutschlands
Börsenindex Dax gestern auf ein Vier-Monats-Hoch sprang, obwohl
Spanien wohl unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen wird und obwohl
die Ratingagenturen nun auch noch Slowenien als Sanierungsfall
einstufen? Erstens zeigt sich, dass Europa keineswegs die
Weltwirtschaft alleine bestimmt. Die gestern gemeldeten 160.000 neuen
Jobs in den USA sind beispielsweise wichtiger als Turbulenzen im
Miniland Slowenien mit nur zwei Millionen Einwohnern. Zweitens kann
man nicht ausschließen, dass der Streit um die Euro-Rettung gut
endet: Wirtschaftsliberale Kräfte speziell in Deutschland stemmen
sich gegen immer weitere Hilfen für die schwächelnden Euro-Staaten,
weil sie ein Fass ohne Boden befürchten – ein richtiges Argument auch
der Bundesbank. Gleichzeitig scheinen zumindest zeitweise Hilfen für
Spanien und einige andere Länder fast unverzichtbar, weil sie durch
irrational hohe Zinsen immer weiter geschwächt werden. Wenn nun also
die EZB als mittlere Linie anbietet, Staatsanleihen angeschlagener
Länder zu kaufen, wenn diese Auflagen des Euro-Rettungsschirmes
akzeptieren, könnte das – wie nun bei Spanien – der goldene Mittelweg
sein.
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