Hand aufs Herz: Sind wir fasziniert vom
Gedanken an Vereinigte Staaten von Europa, so wie jedem Amerikaner
das Herz aufgeht, wenn er an The United Staates of America denkt? Wer
jetzt einwendet, beides sei nicht miteinander vergleichbar, hat nicht
unrecht. Aber wer sagt denn, dass man nicht voller Elan ein Ziel in
den Blick nehmen darf, auch wenn es momentan noch unerreichbar zu
sein scheint? Komisch und für die Jüngeren beschämend ist es, dass es
politische Pensionäre wie Helmut Kohl und Joschka Fischer sind
(nennen wir sie Visionäre), die energisch dazu aufrufen, Europa neu
aufs Pferd zu setzen, damit es auf Trab kommt. Kohl nutzte gestern
die Gelegenheit, die rot-grüne Regierung Schröder/Fischer
unverzeihlicher Fehler in der EU zu bezichtigen. Die wurden mit der
zu frühen Aufnahme Athens und der Euro-Stabilitäts-Schlamperei
tatsächlich begangen. Aber wie fürs Leben, so gilt auch für das
Projekt Europa die Weisheit: Erklären kann man beides nur aus der
Rückschau, führen bzw. vorantreiben jedoch lässt es sich allein im
Blick nach vorn.
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