Rheinische Post: Fiskus muss sich beeilen

Kommentar von Andreas Gruhn

Sprudelnde Steuereinnahmen, Selbstanzeigen von Steuersündern auf
Rekordniveau – der Fiskus feiert einen Erfolg nach dem anderen.
Trotzdem müssen die Finanzbehörden aufpassen, dass sie nicht das
Vertrauen der Bürgern verspielen. Millionen Rentner, die auf die
Formulare in Papierform gewartet haben, sollen sich online erklären.
Nun werden Ehepaare vertröstet, deren Steuererklärungen nicht
bearbeitet werden, weil mit der Umsetzung eines drei Jahre alten
Gesetzes gebummelt wurde. Der Einwand, nur wenige seien betroffen,
ist falsch: Hunderttausende warten auf ihr Geld. Sicher ist die
Einzelveranlagung von Ehegatten eine Ausnahme. Aber gerade für solche
Spezialfälle ist das Steuersystem so komplex. Wenn der Staat Fristen
setzt, kann der Bürger umgekehrt erwarten, dass der Fiskus sich auch
beeilt. Die große Koalition will bis 2017 die vorausgefüllte
Steuererklärung für alle einführen. Das ist bürgerfreundlich – aber
nur, wenn es dann wirklich funktioniert. Manchmal braucht es keine
Kavallerie für Steuergerechtigkeit, sondern eine Fußtruppe, die
Neuerungen umsetzt.

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