Ein Drehbuchautor hätte wahre Freude an der
Freien Demokratischen Partei. Das Stück, das die Liberalen derzeit
aufführen, ist eine tragikomische Satire. Ein Landeschef wechselt mal
eben seine Parteizugehörigkeit, ein als Hoffnungsträger gestarteter
Generalsekretär tritt ohne Begründung zurück, der Parteichef erklärt
ein Mitgliedervotum für beendet, bevor die Mitglieder abschließend zu
Wort kommen, und der neue Generalsekretär schwächt den ersten guten
Eindruck gleich mit einer Fahrerflucht ab. Dieser FDP ist derzeit
nicht zu helfen. Dabei braucht das Land eine starke liberale Kraft,
die im besten Sinne als Ordnungspartei reüssieren könnte. Bei der
Diskussion um systemrelevante (und damit wettbewerbswidrige) Banken
etwa, bei der Regulierung der Finanzmärkte, bei der hektisch
verlaufenen Energiewende oder als Mahner für Maß und Mitte in der
aufgeheizten Sicherheitsdebatte. Auch wenn FDP-Chef Philipp Rösler
mit dem gescheiterten Mitgliederbegehren gegen den
Euro-Rettungsschirm mit einem blauen Auge davon kommen dürfte: Der
38-Jährige muss bis zum Dreikönigstag einen Plan entwerfen, wie er
diese Partei aufrichten will. Sonst wird Rösler in die Geschichte
eingehen – als FDP-Chef mit der kürzesten Amtszeit.
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