Rheinische Post: Gefangen im Internet

Ein Kommentar von Eva Quadbeck:

In Deutschland leben 1,5 Millionen Menschen, die als
alkoholsüchtig gelten. Die Zahl der Internet-Abhängigen ist etwa ein
Drittel so groß und damit auch ein relevantes Problem. Insbesondere
der Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener bei den Betroffenen
ist alarmierend. Dass die Drogenbeauftragte der Bundesregierung die
Internet-Sucht zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit machen will, ist
verdienstvoll. Denn diese Art der Abhängigkeit braucht viel
öffentliche Aufmerksamkeit, sonst droht sie eine stille Sucht zu
werden. Jugendliche, die ihre physische und seelische Gesundheit aufs
Spiel setzen, weil sie ihren Lebensmittelpunkt ins Internet verlegen,
fallen erst einmal nicht auf. Während Koma-Säufer in der Notaufnahme
und in den Schlagzeilen landen, können krankhafte Online-Nutzer lange
unentdeckt bleiben. Der Staat kann im Jugendschutz allenfalls noch
kleine Justierungen vornehmen, um die Gefahr der Internet-Sucht
einzudämmen. In der Hauptsache aber sind die Eltern gefragt. Und es
reicht nicht, als Regel eine Stunde Computer-Konsum pro Tag
festzulegen. Vielmehr müssen die Eltern selbst Kompetenz im Internet
erwerben, sich für die Inhalte ihrer Kinder interessieren und dann
auswählen, was individuell für den eigenen Nachwuchs unschädlich ist.
Das kostet viel Mühe. Aber sie könnte sich lohnen.

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