Rheinische Post: Gold-Alarm

Kommentar von Antje Höning

Gold ist als Rohstoff nur für wenige Dinge nützlich, und Zinsen
beschert es seinen Eigentümern auch nicht. Aber das Edelmetall ist
knapp, das macht es seit Jahrtausenden als Vermögensanlage beliebt.
Der Finanzmarkt des 21. Jahrhunderts bietet Anlegern viele Varianten,
ihr Geld zu investieren – etwa in Aktien, Anleihen, Optionen,
Hedgefonds. Dennoch flüchten Anleger in Krisen weiter in die
archaische Form. So wie jetzt: Der Goldpreis kletterte gestern über
1600 Dollar. Als Fieberthermometer der Krise zeigt er: Die Lage ist
ernst. Die Märkte sind zunehmend beunruhigt über die hilflosen
Euro-Retter in Berlin, Paris und Brüssel. Als neuster Renner im Kampf
gegen die Krise werden nun Eurobonds diskutierte. Eurobonds sind
Staatsanleihen, die alle Euro-Staaten gemeinsam zu einem
einheitlichen, mittleren Zins herausgeben. Damit würden die Deutschen
ihre gute Kreditwürdigkeit auf Dauer den Schuldensündern in Südeuropa
leihen. Aus der Währungsunion würde endgültig eine Transferunion.
Wenigstens das lehnt die Bundesregierung klar ab. Doch es braucht
mehr: die Kraft, Griechenland in eine geordnete Pleite zu schicken.
Leider sieht es nicht so aus, als wolle die Kanzlerin beim Gipfel am
Donnerstag dafür kämpfen.

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