Griechenland ist einen Schritt vom Abgrund des
Staatsbankrotts zurückgewichen, aber es ist nur ein kleiner Schritt.
Und wie unendlich schwer ist er gefallen. Es stimmt, zur erneuten
Verschärfung des Sparkurses gab es keine andere Alternative als die
Pleite. Trotzdem gebührt Premierminister Papandreou Respekt dafür,
dass er diesen politischen Kraftakt vollbracht hat – gegen die
gärende Wut und Verzweiflung im Land und trotz der unverantwortlichen
Blockadestrategie der konservativen Opposition. Doch Papandreou weiß,
dass auch dieses Mal nur wieder Zeit gekauft wurde. Gestern begann
für Griechenland schon die nächste Galgenfrist. Eine finanzielle
Atempause, die vor allem auch politisch genutzt werden muss.
Griechenland braucht nicht nur Spar- und Privatisierungsprogramme,
sondern auch eine Revolution in den Köpfen. Jene, die da gestern
zornig auf den Straßen von Athen protestierten, müssen sich
eingestehen, dass es eben nicht nur ein paar korrupte Politiker
waren, die ihre Heimat zugrunde gerichtet haben, sondern die
unheilvolle Selbstbedienungsmentalität vieler. Den Preis, den die
Griechen jetzt dafür bezahlen müssen, ist sehr hoch. Er wäre es wert,
wenn diese Krise einen heilsamen Schock auslösen würde. Aber dafür
braucht Griechenland eine über reine Sparauflagen hinausgehende
Perspektive – die fehlt bisher.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303