Rheinische Post: Guttenbergs Mission

Den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister,
ehemaligen CSU-Star und ehemaligen Doktoranden Karl-Theodor zu
Guttenberg drängt es in die Öffentlichkeit. Koste es, was es wolle.
Anders lässt sich sein skurriler Auftritt an der Seite von
EU-Kommissarin Neelie Kroes gestern in Brüssel nicht erklären.
Ausgerechnet der Mann, dem Internetaktivisten in minuziöser
Kleinarbeit Hunderte Plagiate in seiner Doktorarbeit nachgewiesen und
damit zu Fall gebracht haben, soll nun Berater für Internetfreiheit
werden. Ein Mann, dessen Anstand und Aufrichtigkeit, gelinde gesagt,
arg beschädigt sind, soll in diktatorischen Regimen internetaffinen
Jugendbewegungen Gehör verschaffen? Zu Guttenberg hat in seinem
jüngst veröffentlichten Interview-Buch angegeben, dass ihn die mit
Plagiaten überhäufte Doktorarbeit überfordert habe. Einen wichtigen
Posten bei der EU traut er sich aber offenbar zu. Man möchte diesem
seltenen politischen Talent zurufen, sich selbst zu überprüfen, in
sich zu gehen und die Zeit für sich arbeiten zu lassen. Wer zu früh
kommt, den bestraft das Leben, heißt es. Guttenbergs Rückkehr ist
nicht nur zu früh. Seine Rehabilitationsstrategie ist bereits
gescheitert, bevor sie begonnen hat. Wer berät eigentlich diesen
Mann?

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