Rheinische Post: Härtere Steuerstrafen Kommentar Von Martin Kessler

Der Fiskus nutzt die Gunst der Stunde. Weil
immer mehr Steuersünder durch den Kauf von Steuer-CDs und
spektakuläre Prozesse à la Hoeneß aufgescheucht sind, lässt er sich
nicht mehr von hastig zusammengestoppelten Selbstanzeigen
beschwichtigen. Die Behörden schauen genauer hin. Und das ist mit
Blick auf die vielen Steuerehrlichen nur zu begrüßen. Jahrzehntelang
gründeten manche Banken ein ganzes Geschäftsmodell auf die
zweifelhafte Steuermoral eines Teils ihrer Klienten. Der Staat
kontrollierte nicht scharf, und die Steueroasen schirmten sich gegen
alle Nachforschungen hermetisch ab. Das ist nun Vergangenheit. Wie
auch die einst augenzwinkernde Toleranz gegenüber Steuersündern.
Steuerhinterziehung ist eben nicht Schädigung eines anonymen Gebildes
namens Staat, sondern Betrug an allen Steuerzahlern. Der Fiskus und
vor allem die Steuerpolitiker sollten aber nicht überziehen. Denn bei
einer übermäßigen Besteuerung könnte das Ja zu einer strengeren
Steuermoral schnell in Aversion gegen einen gierigen Staat
umschlagen.

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