Rheinische Post: Handschrift des Kremls Kommentar Von Doris Heimann

Es sind bürgerkriegsartige Szenen, die sich in
der Ost-Ukraine abspielen. Und doch ist es kein Bürgerkrieg. Sondern
die Aggression eines Landes gegen ein anderes. Denn was in Slawjansk
und fünf weiteren Städten rund um Donezk geschieht, trägt die
Handschrift des Kremls. Russland hat aus der Invasion der Krim
gelernt und seine Taktik für die Operation in der Ost-Ukraine
verfeinert. Anders als auf der Schwarzmeer-Halbinsel fällt es dort
schwerer, die Bevölkerung für eine pro-russische Massenbewegung zu
mobilisieren. Doch gerade das ist Grund für den Kreml, sein Spiel
immer weiter zu treiben. Die Situation muss so außer Kontrolle
geraten, dass russische Truppen zu Hilfe gerufen werden. Die Politik
von Wladimir Putin ist vollkommen unberechenbar geworden. Russland
hat den Helsinki-Prozess, der die Grenzen in Europa festlegte, mit
der Annexion der Krim einfach umgestoßen. Die Spielregeln, die über
Jahrzehnte die Grundlage der Politik bildeten, gelten nicht mehr. Und
niemand weiß, wo diese Aggression enden wird. Man muss den Kreml
wieder fürchten – das ist die Lektion für den Westen.

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