von Georg Winters
Die Angst beim Essener Baukonzern Hochtief vor einer Zerschlagung
durch die spanische ACS mag berechtigt sein. Und die Beschwerde von
Aktionärsschützern gegen einen Übernahme-Versuch, bei dem der
Angreifer seine Karten nicht aufdecken will und womöglich gegen die
Interessen der Kleinanleger handelt, ebenso. Beides schützt aber am
Ende nicht vor der Erkenntnis, dass die politische Reaktion in Berlin
auf den Poker um Hochtief falsch ist. Wer das deutsche
Übernahmegesetz verschärfen will, um die heimischen Großkonzerne vor
dem Zugriff möglicher Käufer aus dem Ausland zu schützen, der
schränkt den freien Wettbewerb ein. Man kann nicht den falschen
Protektionismus anderer Länder wie Frankreich und Spanien dadurch
bekämpfen, dass man die gleichen Waffen anwendet. Die Bundesregierung
sollte vielmehr darum bemüht sein, in Brüssel eine europaweite Lösung
zu erreichen. Wie schon bei Opel fällt die Berliner Koalition auch
bei Hochtief auseinander. Außerdem hat die Regierung erst nach dem
Besuch von SPD-Chef Sigmar Gabriel in Essen reagiert. So erweckt sie
den Eindruck, sie ließe sich von den Sozialdemokraten treiben. Das
ist kein gutes Zeichen.
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