Rheinische Post: Israels Botschafter attackiert Jakob Augstein im Antisemitismus-Streit

Der israelische Botschafter in Deutschland,
Yakov Hadas-Handelsman, hat im Antisemitismus-Streit den Publizisten
Jakob Augstein scharf kritisiert. Es sei „beschämend“, dass Augstein
den Gazastreifen als „Lager“ bezeichnet habe – „was bedeuten soll:
Gaza ist so schlimm wie ein KZ“, sagte Hadas-Handelsman der in
Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). „Wie
soll ich es interpretieren, dass Augstein Israel aufs Schwerste und
in zweifelhafter Wortwahl attackiert und gleichzeitig betont, dass er
noch nie dort gewesen ist und auch nie dorthin will? Jemand, der so
argumentiert, lässt nicht viel Raum für Interpretationen“, sagte
Israels Botschafter weiter. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte
Augstein Anfang des Jahres auf die Liste der zehn übelsten
Antisemiten der Welt gesetzt und dies mit mehreren israelkritischen
Zitaten Augsteins begründet. Unter anderem hatte er ultraorthodoxe
Juden mit islamischen Fundamentalisten verglichen. Hadas-Handelsman
attackierte auch Literaturnobelpreisträger Günter Grass für dessen
Israel-Kritik: „Wenn ich wie er 60 Jahre lang ein ,kleines– Detail
meines Lebenslaufes wie seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS
verschwiegen hätte, dann hätte ich an seiner Stelle lieber den Mund
gehalten.“ Die Vorwürfe, die Grass gegenüber Israel erhebe,
suggerierten die Botschaft, dass „die Israelis von heute auch nicht
besser als die Deutschen sind, die einst sechs Millionen Juden
ermordet haben.“ Kritik an Israel sei grundsätzlich „natürlich
legitim“, betonte der israelische Botschafter: „Nicht jeder, der sich
kritisch über mein Land äußert, ist damit automatisch ein Antisemit
oder antiisraelisch. Aber andererseits sind wir hier in Deutschland,
und da sollten schon etwas andere Maßstäbe gelten.“ Er erwarte, dass
man in Deutschland mehr Vorsicht walten lasse bei der Wortwahl, mehr
Respekt und mehr Fingerspitzengefühl.

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